Betreff: Hessen vom Schlusslicht zur Spitze beim Informationsfreiheitsgesetz?
Von: Walter Keim
Datum: Mon, 03 Nov 2008 13:50:09 +0100
An: r.koch@ltg.hessen.de
CC: "cdu-fraktion@ltg.hessen.de", "presse-fdp@ltg.hessen.de", "presse-spd@ltg.hessen.de", "gruene@ltg.hessen.de", die-linke@ltg.hessen.de


In English on same subject: http://wkeim.bplaced.net/files/ifg-5-laender-en.htm


Gelingt der Aufstieg Hessens vom Schlusslicht zur Spitze?

Hessen war ein Pionier beim Datenschutz. Der erste Datenschutzbeauftragte Professor Simitis entwickelte in den 70-Jahren auch den Gedanken, dass der Bürger nicht nur Zugang zu seinen eigenen Daten haben sollte (informationelle Selbstbestimmung) sondern auch Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung. Das folge daraus, dass die Meinungsfreiheit zuverlässige Informationen bedürfe (Anlage 4). Dies hat sowohl das höchste Gericht in Indien, Japan und Südkorea so gesehen und den Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung aus der Meinungsfreiheit hergeleitet. Auch der jetzige Datenschutzbeauftragte in Hessen schlägt ein Informationsfreiheitsgesetz vor (Kapitel 2.1.2.2), "dass das Land Hessen wieder Anschluss an die Spitzengruppe der Länder findet, die den freien Informationszugang gewährleisten".

Hessen hat 1993 den Vorschlag gemacht, den Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung im Grundgesetz zu verankern. Dieser Vorschlag hat in der Verfassungskommission von Bund und Ländern im Jahre 1993 im Zuge der Diskussion um eine Änderung des Grundgesetzes im Rahmen der Wiedervereinigung schon eine Mehrheit erreicht, allerdings wurde die notwendige zweidrittel Mehrheit damals noch nicht erreicht (BT Drucksache 12/6000, Kapitel 3.4).

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch brüstet sich zu Unrecht: "Wir haben Hessen im Bereich der Modernisierung von Verwaltung und des Schaffens moderner Strukturen an die Spitze in Deutschland geführt" und ist blind und taub gegenüber modernen Bürgerrechten und zeitgemäßem Demokratieverständnis.

Ganz im Gegenteil wurde Hessen unter der CDU Herrschaft zum Schandfleck der zivilisierten Welt bei der Informationsfreiheit: Weltweit kommt die Verwaltungstransparenz bisher in mehr als 80 Staaten mit mehr als ca. 3,5 Milliarden Menschen in Europa, (Nord- und Mittel-)Amerika, Australien, und Asien (Japan, Indien, Indonesien, China) zugute (Siehe auch Anlage). In Europa fehlt die Verwaltungstransparenz im Wesentlichen nur in Weißrussland, Russland und einiger CDU/CSU regierten Bundesländern (Siehe Karten in der Anlage).

Die rot-grüne Koalitionsvereinbarung verspricht das "modernste Informationsfreiheitsgesetz" in Deutschland: http://www.net-tribune.de/article/151008-321.php

Gelingt der Aufstieg Hessens von einer Schlusslichtposition zur Spitze?

--
--
Regards Walter Keim
Netizen: http://sites.google.com/site/walterkeim/de

Anlage:

  1. http://www.right2info.org : 76 Staten weltweit mit Informationsfreiheitsgesetzen (IFG) und 51 Staaten mit verfassungsrechtlicher Regelung des Zugangs zu Dokumenten (Informationen) der öffentlichen Verwaltung.
  2. Das "modernste Informationsfreiheitsgesetz" in Deutschland geplant: http://www.net-tribune.de/article/151008-321.php

 

Entwicklung: