Betreff: Informationsfreiheitsgesetz in Hessen beschließen, damit Hessen zur zivilisierten Welt Anschluss findet
Von: Walter Keim <wkeim@broadpark.no>
Datum: Tue, 29 Sep 2009 09:19:54 +0200
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Zugang zu amtlichen Dokumenten ist ein Menschenrecht: http://merlin.obs.coe.int/iris/2009/7/article1
 
Walter Keim, Email: walter.keim@gmail.com
Torshaugv. 2 C
N-7020 Trondheim, den 29.9.2009
 

                                                     
Landtagsfraktion DIE GRÜNEN                    Kopie: Hessischer Ministerpräsident Roland Koch
Hessischer Landtag                                    Georg-August-Zinn-Str. 1
Schlossplatz 1-3                                      D-65183 Wiesbaden
D-65183 Wiesbaden
 
Kopie: Landtagsfraktionen Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen
 
 
 
Betreff: Vertrauen schaffen und deshalb in Hessen IFG beschließen
 

Sehr geehrter Herr Frömmerich, sehr geehrte Damen und Herren,
 
ich beziehe mich auf die Pressemeldung der GRÜNEN: "Informationsfreiheit macht Verwaltung für Bürger transparenter" (Anlage 1) in dem von der positiven Reaktion der überwiegenden Mehrheit der Anzuhörenden zum Gesetzentwurf für ein Informationsfreiheitsgesetz (IFG) berichtet wird.
 
Weltweit kommt die Verwaltungstransparenz bisher in mehr als 90 Staaten (Anlage 3) mit mehr als ca. 3,5 Milliarden Menschen in Europa, (Nord- und Mittel-)Amerika, Australien, und Asien (Japan, Indien, Indonesien, China) zugute. Nachdem die russische Duma am 22.1.09 ein IFG beschlossen hat und Weißrussland an einem Gesetzentwurf arbeitet fehlt in Europa die Verwaltungstransparenz im Wesentlichen nur in 5 deutschen Bundesländern, darunter Hessen (Anlage 3 und 6).
 
Die 17. Konferenz der Informationsfreiheitsbeauftragten am 3./4. Dezember 2008 in Schwerin fordert: Die neue Konvention des Europarats zur Informationsfreiheit so bald wie möglich unterzeichnen und ratifizieren! (Anlage 7)
 
Besonders peinlich ist das Fehlen der Informationsfreiheit für Hessen, das einst der Pionier beim Datenschutz war und durch die CDU in eine Schlusslichtposition abgewirtschaftet wurde. Außerdem hat Hessen 1993 den Vorschlag gemacht, den Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung im Grundgesetz zu verankern. Dieser Vorschlag hat in der Verfassungskommission von Bund und Ländern im Jahre 1993 im Zuge der Diskussion um eine Änderung des Grundgesetzes im Rahmen der Wiedervereinigung schon eine Mehrheit erreicht, allerdings wurde die notwendige zweidrittel Mehrheit damals noch nicht erreicht (BT Drucksache 12/6000, Kapitel 3.4). 
 
Die Informationsfreiheit (einschließlich des Zugangs zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung) ist Teil der Meinungsfreiheit und auch durch international anerkannte Menschenrechte speziell des Artikel 19 des Internationaler Paktes über bürgerliche und politische Rechte (IPbürgR, BGBl. 1973 II S. 1534) geschützt. Diesem Pakt ist Deutschland beigetreten, verletzt ihn aber bisher in 5 Bundesländern.
 
In ca. 50 Staaten ist der Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung in der Verfassung verankert. Weitere ca. 50 Staaten haben dieses Menschenrecht gesetzlich verankert. Damit haben ist diese Menschenrecht in mehr als die Hälfte der Staaten in der Welt realisiert das gemäß Art. 59 Abs. 2 GG Bestandteil des Bundesrechts ist.
 
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am 14.4.2009 im Urteil Nr. 37374/05 by TÁRSASÁG A SZABADSÁGJOGOKÉRT ./. Hungary den Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung als Menschenrecht anerkannt (Anlage 4). 
 
Artikel 46 der europäischen Konvention für Menschenrechte lautet "Die Hohen Vertragsparteien verpflichten sich, in allen Rechtssachen, in denen sie Partei sind, das endgültige Urteil des Gerichtshofs zu befolgen."
 
Über die Grenzen der Rechtskraft hinaus entfalten EGMR-Urteile,
insbesondere solche, die gegen andere Mitgliedstaaten ergangen sind,
eine weitergehende, fallübergreifende Orientierungswirkung oder
„normative Leitfunktion“ für deutsche Behörden. Die Bindungswirkung
des EGMR erstreckt sich nach der Entscheidung BVerfG 2 BvR 1481/04 des
Verfassungsgerichtes (Punkt 3) auf alle staatlichen Organe:  "Die
Bindungswirkung einer Entscheidung des EGMR erstreckt sich auf alle
staatlichen Organe (Gerichte, Regierungen und Parlamente) und
verpflichtet diese grundsätzlich, im Rahmen ihrer Zuständigkeit und
ohne Verstoß gegen die Bindung an Gesetz und Recht (Art. 20 Abs. 3 GG)
einen fortdauernden Konventionsverstoß zu beenden und einen
konventionsgemäßen Zustand herzustellen." Damit müssen sowohl der
Petitionsausschuss, die Regierung und die Landtage sich mit diesem
Menschenrecht auseinandersetzen. Es wäre verfassungswidrig die
Rechtsprechung des EGMR einfach ignorieren.
 
 
Im Artikel 20 GG steht: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" und die "vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an" (das von der gewählte Volksvertretung beschlossene) "Gesetz und Recht gebunden". Damit ist auch in Deutschland eine Demokratie europäischen Typs möglich, wenn die Abgeordneten nur wollen und sich getrauen.
 

Mit freundlichen Grüßen
 
Walter Keim
 
 
 
 
Anlagen:
 
1) Pressemeldung der GRÜNEN: "Informationsfreiheit macht Verwaltung für Bürger transparenter": http://www.firmenpresse.de/pressinfo121709.html  
2) Tabellarische Übersichten: Menschenrecht Informationszugangsfreiheit im Bundesgesetzblatt (BGBl.): http://wkeim.bplaced.net/IFG.htm#Europarat
3) 07.09.09: Roger Vleugels: Overview of all 90 FOIA countries & territories: http://right2info.org/resources/publications/laws-1/ati-laws_fringe-special_roger-vleugels_2011-oct
4) 14.04.09: Zugang zu amtlichen Dokumenten ist ein Menschenrecht: EGMR Beschwerde Nr. 37374/05 TÁRSASÁG A SZABADSÁGJOGOKÉRT ./. Ungarn: http://merlin.obs.coe.int/iris/2009/7/article1
5) http://www.right2info.org: 76 Staaten weltweit mit Informationsfreiheitsgesetzen (IFG) und 51 Staaten mit verfassungsrechtlicher Regelung des Zugangs zu Dokumenten (Informationen) der öffentlichen Verwaltung. Nachdem die russische Duma am 22.1.09 ein Informationsfreiheitsgesetz beschloss, fehlen in Europa im Wesentlichen nur noch Weißrussland die 5 deutschen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Sachsen: http://right2info.org/news/russias-duma-passs-a-freedom-of-information-act
6) Kartenübersicht der Informationsfreiheitsgesetze i Europa: http://wkeim.bplaced.net/foi-laws-eu-de.gif
7) 04.12.2008: Entschließung der 17. Konferenz der Informationsfreiheitsbeauftragten am 3./4. Dezember 2008 in Schwerin: Die neue Konvention des Europarats zur Informationsfreiheit so bald wie möglich unterzeichnen und ratifizieren! http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=32813
8) Tabellarische Übersichten: Menschenrecht Informationszugangsfreiheit im Bundesgesetzblatt (BGBl.): http://wkeim.bplaced.net/IFG.htm#Europarat 
 
 
 
Walter Keim
Netizen: http://sites.google.com/site/walterkeim/
Keim v. Germany(II) ECHR Appl. No. 31583/07: http://wkeim.bplaced.net/files/egmr-klage-en.htm
5 German states violate the human right og freedom of information: http://wkeim.bplaced.net/files/ifg-5-laender-en.htm
Antwort: 29.20.09: Abgelehnt.
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