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English on same subject in English: http://wkeim.bplaced.net/files/skandalepresse-en.htm  

Walter Keim, Email: walter.keim@gmail.com
Torshaugv. 2 C
N-7020 Trondheim, den 29.1.2006
 

Deutscher Presserat
Postfach 7160
D-53071 Bonn

Betreff: 
Beschwerde BK2-246/06 gegen Berichterstattung der Zeitschriften 7 Tage und Das goldene Blatt: Erfundene Geburt

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beziehe mich auf den Beschluss BK2-106-110/05 indem eine Missbilligung bezüglich der Berichtererstattung der Zeitschriften «die aktuelle», «das neue» (Bauer Media KG), «7 Tage» (Klambt Verlag), «Frau mit Herz» (Klambt Verlag) und «Freizeitspaß» (Burda) ausgesprochen wurde.

Da dadurch die Ziele der besseren Information der Leser, faire Berichterstattung über das norwegische Königshaus und Verbesserung des Ansehens der deutschen Presse durch Respektierung des Pressekodexes nicht erreicht wurden, habe ich den Presserat am 12.11.051 Verbesserungsvorschläge unterbreitet und auch den betreffenden Presseorganen selber geschrieben2. Nur die Anregung die Leser zu beteiligen, fand insofern Beachtung als sie möglicherweise erwogen wird.

Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass die norwegische Kronprinzessin um ca. 8 Uhr am 3.12.05 ins Krankenhaus kam und ohne Komplikationen um 10.45 Uhr einen Sohn zur Welt gebracht hat14, der Nummer 3 in der Thronfolge in Norwegen ist. Fünf Stunden später wurden Mutter und Kind aus dem Krankenhaus entlassen.

Am 28.11.05 berichtete 7 Tage Nr. 49: "Mette-Marit Die dramatische Geburt! Die ganze Wahrheit"3. Im Text wird gefragt "gab es Probleme mit der Geburt" so als sei die Geburt geheim gehalten worden und Hofberichterstatter Jörg Trucer meint: ... Dramen, Tragödien und Skandale werden gern verschwiegen". Das Regierungsgebäude wird als "Rikshospital" bezeichnet. Laut VG am 2.12.055 ist die Dramatik "Unsere Kronprinzessin wurde nachts in Rikshospital eingeliefert" erfunden. Die Behauptung "Komplikationen werden verschwiegen" stellt die Tatsachen auf den Kopf: Komplikationen werden hier erfunden. Was als Tatsachen dargestellt wird ist falsch. Diese Falschdarstellungen und Spekulationen werden unter der Überschrift: "Die ganze Wahrheit" falsch deklariert.

Diese von vorne bis hinten erdichtete Geschichte verstößt gegen Ziffern 1 (Wahrheitsgebot), 2 (journalistische Sorgfallspflicht), und 8 (Verletzung des Persönlichkeitsrechte) des Pressekodexes. Verschärfend kommt hinzu, dass die Zeitschrift 7 Tage ja schon im Beschluss BK2-106-110/05 eine Missbilligung bekam.

Das goldene Blatt berichtet in Nr. 49, 28.11.05: "Kronprinzessin Mette Jetzt ist ihr Mutterglück perfekt"4. Schon in Nr. 48: steht auf dem Titelblatt: "Mette-Marit So glücklich mit dem Baby"4 in dem sie ein Kind auf dem Arm hat. Offensichtlich hat das Wochenblatt diese Geschichte erfunden. Im Artikel wird kein Zweifel daran gelassen, dass ein Kind auf die Welt gekommen ist und eine kleine Eifersuchtsszene erlogen, in der die 2 älteren Geschwister eifersüchtig sind. Das goldene Blatt hat nicht mit dem Kronprinzpaar gesprochen, sonst wäre herausgekommen, dass das nicht stimmen kann.

Auch diese von vorne bis hinten erdichtete Geschichte verstößt gegen Ziffern 1 (Wahrheitsgebot), 2 (journalistische Sorgfallspflicht), und 8 (Verletzung des Persönlichkeitsrechte) des Pressekodexes.

Gemäß  Ziffer 3 des Pressekodexes mussten diese beiden Falschmeldungen über eine noch nicht stattgefundene Geburt in der nächsten Ausgabe dementiert werden. Da das nicht geschah liegt eine Vergehen gegen Ziffer 3 vor.

Obwohl sich das schwedische Königshaus im Jahre 2003 mit «Woche der Frau» und «Die neue Frau» des Klambt-Verlages auf einen Vergleich geeinigt hatten8, half das nichts, die Berichterstattung nachher fair zu gestalten.10 Auch im Jahre 2004 setzte Prinzessin Victoria gegen die "Woche der Frau" eine Gegendarstellung durch.

Die Welt berichtet unter der Überschrift: "Im Schatten der (schwedischen) Krone" am 22. November 20049 über einen Vergleich aus dem Jahre 2003 indem Titelblätter mit Widerrufen "Keine Ehekrise! Keine Untreue! Keine Scheidungsabsichten!" sechs Titelbilder des "Das neue Blattes" dementierten.

Weiter hat nachher im Jahre 2004 allein der Klambt-Verlag 1558 einzelnen Ansprüchen erhalten, hergeleitet aus mehr als 500 Titelblättern. Immer im Dreischritt: es geht um Unterlassung des Fotos, Unterlassung des Textes und eine Richtigstellung.

Daraus folgen mögliche Forderungen von 4 Millionen Euro Schmerzensgeld, die für den relativ kleinen Zeitschriftenverlag aus Baden-Baden, die existenzbedrohend werden, so Verlagschef Dienst. Dazu kommen Auflageneinbrüche, die nach sperrigen Widerrufen und Gegendarstellungen zu verzeichnen seien. "Dem Verlag drohe das Aus", mutmaßt auch der "Spiegel" in seiner Ausgabe zum selben Zeitpunkt. Der FAZ sagt Dienst am 24.11.9413 :„Das macht uns platt, dann können wir dreihundert Leute entlassen.” Er wisse, dass der Verlag nicht ungeschoren davonkommen werde: „wir sind ja auch reuige Sünder. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen”

Dass die Berichterstattung in der Vergangenheit oft unter Ausblendung der Wahrheit passierte, ist offensichtlich und räumen auch führende yellow-press-Manager inzwischen zerknirscht ein. Die Branche sei eben so, man habe sich da gegenseitig hochgeschaukelt, sagt einer. Und Rüdiger Dienst versichert, daß ihm heute vieles Leid tue und man es künftig anders machen wolle9. "In den Redaktionen haben wir den Blick dafür geschärft."

Das war im Jahre 2004. Mit Konkurs bedroht kommen Krokodiltränen, die bei der deutschen Presse Mitleid erregen. Offensichtlich wäre deshalb im Jahre 2006 eine Missbilligung zu schwach um solche unverbesserlichen Widerholungstätern auf den richtigen Weg zu helfen.

Während die deutsche Presse dieses Problem unterschlägt und um den heißen Brei herumschreibt (Berichterstattung "oft Ausblendung der Wahrheit"), schreibt die skandinavische Presse offen, dass hier ausdauernd gelogen wird, was allen Lesern klar ist.

VG schreibt am 22.11.04, dass der Abdruck eines Dementis bis zu 20% der Auflage kostet. Da der Abdruck einer Rüge die Auflage vermindert, erhebe ich Einwände gegen die Teilnahme der Verlagsrepräsentanten bei der Behandlung. Offensichtlich haben Verleger nichts zu suchen, wenn es um ethische Standards der Redakteure geht. Dabei verweise ich auch auf den norwegischen und Schweizer Presserat, mit höheren ethischen Standards, sowohl was die Entscheidungen, als auch deren Befolgung in der täglichen redaktionellen Arbeit angeht.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Keim
Promotion of Human Rights in Germany: http://wkeim.bplaced.net/files/pace-complaint.htm, http://wkeim.bplaced.net/files/un-0509.htm and http://wkeim.bplaced.net/files/petition-hr.htm

PS: Bei der Informationsfreiheit hat der Amtsschimmel am 6.1.06 mit der Gebührenkeule (Auskünfte kosten bis zu € 500) bei der Ausarbeitung der Gebührenordnung zugeschlagen. Dabei wurden internationale Normen (Empfehlung Rec (2002) 2 des Ministerausschusses des Europarates), dass nur Sachkosten in Rechnung gestellt werden verletzt, ohne dass die Presse da groß protestiert hätte.

Anlagen (auch im Internet publiziert):

  1.  Brief 12.11.05 an Presserat mit Verbesserungsvorschlägen: http://wkeim.bplaced.net/files/0510dp.htm
  2.  Brief 12.11.05 an «die aktuelle», «das neue» (Bauer Media KG), «7 Tage» (Klambt Verlag), «Frau mit Herz» (Klambt Verlag) und «Freizeitspaß» (Burda): http://wkeim.bplaced.net/files/0510dp5b.htm
  3.  Titelseite 7 Tage Nr. 49 28.11.05: "Mette-Marit Die dramatische Geburt! Die ganze Wahrheit"
  4.  Das goldene Blatt Nr. 49, 28.11.05: "Kronprinzessin Mette Jetzt ist ihr Mutterglück perfekt", Das goldene Blatt Nr. 48 mit Titelblatt: "Mette-Marit So glücklich mit dem Baby"
  5.  VG, 2.12.05: Bluff über Mette-Marits Geburt: Deutsche Wochenblätter schlagen wieder zu
  6.  Text 7 Tage 28.11.05
  7. Text Das goldene Blatt Nr. 49: http://wkeim.bplaced.net/files/das goldene blatt-txt.gif
  8.  Netzeitung 11.11.03: http://www.netzeitung.de/entertainment/people/261351.html
  9.  Die Welt: http://www.welt.de/data/2004/11/22/363787.html
  10. MDR 12.12.03: Kronprinzessin Victoria verklagt Frauenzeitschrift: http://www.mdr.de/brisant/koenigshaeuser/1041178.html
  11. Bericht 24.04.2003: Presseschelte vom Osloer Hof: http://www.koenigshaus-norwegen.de/archiv/2003/04_2003/pressekritik.htm
  12. 29. Mai 2005: Netzeitung.de: Norwegens Königshaus klagt gegen Klatsch.
  13. Faz.net, 23.11.04: Königshaus verklagt Klambt-Verlag auf Millionen.
  14. Kongehuset.no: Press release: HRH The Crown Princess gave birth to a son. Today at 10.45 am Her Royal Highness Crown Princess Mette-Marit gave birth to a son at Rikshospitalet, Oslo. Mother and baby are in good health.
  15. Kleinreport.ch: 27.5.03: Baby-Fotos kosten 76 693 Euro Schmerzensgeld: http://www.kleinreport.ch/meld.phtml?id=15269
  16. 24. Juni 2004: Prof. Dr. Matthias Prinz: Prinzessin Caroline von Hannover gewinnt wichtige Grundsatzentscheidung beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg am 24. Juni 2004.

 

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